Ein köstliches Stück Zeitgeschichte mit jeder Menge
Berliner Lokalkolorit: Drei Damen Vom Grill, Staffel 1 - u. a.
mit Brigitte Mira, Brigitte Grothum, Gabriele Schramm und
Günter Pfitzmann (Digital-VÖ: 12.03.2021; Edel Motion/
rbb media GmbH)
„Was hab‘ ich für ein Glück, dass ich ein lediges Fräulein bin.“ – Margarete Färber
Sie haben richtig gelesen: Vor noch gar nicht allzu langer Zeit insistierten zwar
unverheiratete, jedoch durchaus emanzipierte Frauen von 20 bis weit über die 60 darauf,
als „Fräulein“ angesprochen zu werden – so auch die entzückenden Drei Damen Vom
Grill, Margarete Färber (dargestellt von der unnachahmlichen Brigitte Mira), ihre Tochter
Magda (Brigitte Grothum) und Enkelin Margot Färber (Gabriele Schramm). Was zunächst
wie der Albtraum eines jeden eingefleischten Vegetariers anmutet, war tatsächlich eine
der beliebtesten Vorabendserien im deutschen Fernsehen und gilt heutzutage – nicht nur
bei BerlinerInnen – als absoluter (und man möge den vielstrapazierten Terminus
verzeihen) Kult. Die charmanten Geschichten um drei patente und bodenständige Frauen,
die mit viel Herz, Humor und Berliner Schnauze ihr turbulentes Leben mit reichlich
Unwägbarkeiten bewältigen und sich immer irgendwie durchwursteln, stammen zum
einen vom erfolgreichen Schriftsteller, Hörspiel- und Drehbuchautor Heinz Oskar Wuttig
(Die 1.000 Augen Des Dr. Mabuse, Alle Meine Tiere, Der Forellenhof, Salto Mortale, MS
Franziska) sowie von Drehbuchautor, Schauspieler und Dramaturg Ulrich del Mestre
(Praxis Bülowbogen, Das Traumschiff), die den Berliner Originalen hiermit ein liebevolles
Denkmal setzten.
Irgendwie hat es mit dem Heiraten einfach nicht geklappt. So wohnen die drei „Fräulein
Färber“ einträchtig unter dem Dach einer Altberliner Wohnung beieinander. Oma Färber,
die Resolute, die stets das Herz auf dem rechten Fleck hat. Magda Färber, Köchin in einer
Großkantine, die sich den Nachstellungen ihres aufdringlichen Chefs erwehren muss
(„Man kann doch mal `n bisschen nett zueinander sein.“). Und Margot Färber, die
„Kleene“, die am Fließband einer Fabrik keinen rosigen Zeiten entgegen schaut.
Einträchtig und einigermaßen friedlich, bis es urplötzlich knüppeldick für die Färbers
kommt: Oma, die gerade „in Rente geht“, erfährt bestürzt, dass sie viel weniger
bekommt als erwartet („Schöne Pleite – und dafür hab‘ ich mein ganzes Leben lang
geschuftet…“). Mutter Färber schmeißt wegen ihres aufdringlichen Chefs Knall auf Fall
die Arbeit hin, und an Margots Arbeitsplatz wird Kurzarbeit angeordnet. Wat nu‘? Oma ist
es, die eine Idee hat. Ein Imbisswagen – das wäre doch etwas, eine neue Existenz! Otto,
agiler Fahrer einer Wurst- und Fleischwarenfabrik und mit Magda liiert, rät zu. Mit seiner
Hilfe wird ein gebrauchter und vergammelter Grillwagen erstanden. Dank Margaretes
Mutterwitz gelingt auch der Hürdenlauf über die Barrieren der Bürokratie. Bald kann das
„ambulante Gewerbe“ seine frischgestrichenen Klappen öffnen – noch dazu auf der
„Nolle“, dem traditionsreichen Nollendorfplatz im Herzen Berlins. Auch die Mädchen-
träume der kessen Margot mit Ulli, dem jungen Fotografen, und mit dem kultivierten
Antiquitätenhändler Gregor haben wenig Bestand… Nicht lange, und auch sie reiht sich
ein in den Schichtbetrieb an Bockwurstkessel und Schaschlik-Grill. Damit sind sie
komplett, heiter und besinnlich, friedliebend, aber streitbar…
Von 1979 bis 1990 lief die Serie, die mit Untertiteln sogar in Australien ausgestrahlt
wurde, mit unveränderter Besetzung des Erfolgstrios Mira, Grothum und Schramm,
lediglich die liebenswerten virilen Begleiter an ihrer Seite wechselten. So übernahm
Günter Pfitzmann in den ersten 80 Folgen die männliche Hauptrolle, den Wurst-
lieferanten Otto Krüger, der außer Magda auch gerne mal anderen Frauenzimmern auf
die Pelle rückt. Als er die Serie 1987 verlässt, wird er von einem weiteren Berliner
Urgestein, Harald Juhnke, abgelöst, der die Färber-Damen fortan als Trödelhändler
Ottmar Kinkel mit Rat und Tat unterstützte.
Doch neben den erwähnten Publikumslieblingen schauten zahlreiche aus Funk,
Fernsehen und Boulevardtheatern bekannte und unvergessene Darsteller bei den Drei
Damen Vom Grill vorbei. Unter anderem Muriel Baumeister, Stefan Behrens, Mareike
Carrière, Ute Christensen, Gerd Duwner, Paul Esser, Winfried Glatzeder, Walter Gross,
Edith Hancke, Rainer Hunold, Käte Jaenicke, Sabine Kaack, Joachim Kemmer, Johanna
„Klementine“ König, Hellmut Lange, Tilly Lauenstein, Manfred Lehmann, Angelika Milster
Michael Nowka, Ilse Pagé, Jörg Pleva, Ilja Richter, Angela Roy, Peter Schiff, Kurt
Schmidtchen, Friedrich Schoenfelder, Karsten Speck, Achim Strietzel, Wichart von Roëll,
Christian Wolff, Harry Wüstenhagen sowie Synchron- und Hörspiellegenden wie Ursula
Heyer, Jürgen Kluckert, Helmut Krauss, Arnold Marquis, Horst Naumann, Christian
„Sherlock Holmes“ Rode, Oliver Rohrbeck, Wolfgang Spier, Joachim Tennstedt, Wolfgang
Völz…und…und…und…
Drei Damen Vom Grill zeigt das echte West-Berliner „Milljöh“ von den 70er-Jahren bis
zur Wende, jenseits von Foodtrucks, #MeToo und Political Correctness (kleine Kostprobe:
Schwerenöter Otto zu einer jungen Autofahrerin „So hübsch und so dusselig...“) und ist
nicht zuletzt ob der Ausstattung, der Autos, Frisuren oder Perücken, Kittelschürzen und
Begriffen wie „Funkstreife“, „Pippifax“, „dufter Zahn“, „‘ne Puste machen“ oder „Graf
Koks“ ein rühriges und realistisches Stück Zeitgeschichte. Die Standorte des Grillwagens,
an dem nicht nur gegessen, sondern auch gequasselt, philosophiert und getröstet wurde,
waren übrigens zunächst am Nollendorfplatz in Schöneberg (direkt beim Eros
CineCenter), später am Steubenplatz/Ecke Bolivarallee im Westend und zuletzt in der
denkmalgeschützten Arminiushalle in Moabit, wo ein Imbissstand unter dem Namen der
Fernsehserie bis heute betrieben wird.
Fazit: Es war damals fürwahr nicht alles besser, aber schon irgendwie knorke…
Nun veröffentlichen Edel Motion und rbb media GmbH gemeinsam Staffel 1 der populären
Serie Drei Damen Vom Grill am 12.03.2021 auf folgenden digitalen Plattformen: Amazon,
Google + iTunes sowie die folgenden Staffeln 2 - 11 jeweils am ersten Freitag des
Monats, mit einer kleinen Sommerpause im Juni und August.
zum Pressebereich