Die Auserwählten - bewegender TV-Film über
den Missbrauchsskandal an der Odenwaldschule
(DVD; VÖ: 02.10.2014; Edel:Motion) - mit Julia
Jentsch, Ulrich Tukur und Leon Seidel
„Sexueller Missbrauch findet nicht zufällig oder aus Ver-
sehen statt“ - Johannes-Wilhelm Rörig, unabhängiger Beauftragter für
Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs
Im Frühjahr 2010 erschütterten Berichte von zahlreichen Fällen sexuellen
Missbrauchs an der renommierten Odenwaldschule in der südhessischen
Provinz die Öffentlichkeit. Zwar gab es schon Ende der 1990er-Jahre erste
Vorwürfe betroffener Schüler, doch hat es eine wirkliche Aufarbeitung nie
gegeben. Von Seiten der Schule und Lehrer wurde verschwiegen, geleugnet
und gelogen. Umso größer war das Entsetzen, als bekannt wurde, was tat-
sächlich im Elite-Internat geschehen war: Schulleiter und pädagogische
„Lichtgestalt“ Gerold Becker und zahlreiche weitere Lehrer missbrauchten
über zwei Jahrzehnte mindestens 132 Kinder.
Die ambitionierte WDR-Produktion Die Auserwählten, die mit Unterstützung
der Odenwaldschule im Spätsommer 2013 gedreht wurde, ist der erste
Fernsehfilm, der dieses Thema aufgreift und die erschreckende Systematik
von Missbrauch, Verdrängung und Verschweigen an Original-schauplätzen
fiktional darstellt. Nach Schilderungen ehemaliger Opfer und Betroffener
inszenierte der mehrfach ausgezeichnete Regisseur Christoph Röhl, selbst
zwischen 1989 und 1991 Tutor an der Odenwaldschule, mit Die
Auserwählten einen bewegenden Film, der die Frage aufwirft: Wie schaffen
es die Täter, ihr Umfeld dermaßen zu manipulieren, dass niemand, noch
nicht einmal die Eltern, bereit waren, den Aussagen der Kinder zu glauben.
Ende der 1970er-Jahre tritt die junge Biologielehrerin Petra Grust (Julia
Jentsch) ihren Job an der legendären Odenwaldschule an, dem Vorzeige-
projekt der Reformpädagogik. Zunächst zeigt sich Petra begeistert von der
vermeintlichen Hippie-Idylle, die an der Schule vorherrscht; hier gibt es
keine Noten, der Umgang der Lehrer untereinander scheint äußerst
harmonisch zu sein, und zwischen Lehrern und Schülern geht es aus-
gesprochen offen und zwanglos zu. Vor allem der berühmte Schulleiter
Simon Pistorius (erschreckend eindringlich verkörpert von Ulrich Tukur)
zeigt sich zuvorkommend, charmant, humorvoll und hat allem Anschein
nach einen guten Draht zu Kindern. Doch langsam blickt Petra hinter die
Kulissen und merkt, dass der Internatsalltag nichts mit Liberalismus zu tun
hat. Schüler und Lehrer beiderlei Geschlechts benutzen dieselben Duschen,
junge Schüler rauchen, trinken und nehmen Drogen, und ein Kollege hat
sogar ein Verhältnis mit einer minderjährigen Schülerin. Nach und nach
erweist sich auch der vordergründig charismatische Pädagoge Pistorius als
selbstgerechter Despot, eine Mischung aus Sektenführer und Diktator, der
aber vor allem ein Pädophiler ist und die gesellschaftlichen Umwälzungen
dieser Zeit für seine perfiden Zwecke ausnutzt. Als ihr der 13-jährige Frank
Hoffmann (großartig: Leon Seidel) anvertraut, dass er schon jahrelang von
Pistorius missbraucht wird, wendet sich Petra zunächst an Franks Vater,
später an ihre Kollegen, doch keiner glaubt der jungen Lehrerin. Gegen
Pistorius‘ Netzwerk aus Beziehungen bis in die höchsten Kreise ist sie
letztendlich machtlos…
30 Jahre später: Frank hat wie die anderen traumatisierten Opfer so lange
nicht über die Verbrechen reden können, dass alle Taten verjährt sind.
Jedoch will er nach dem Selbstmord eines ehemaligen Mitschülers das
jahrelange Schweigen der Lehrer, Eltern, Politiker und Institutionen nicht
länger hinnehmen und ersucht Petra um ihre Hilfe als Zeugin.
Bereits 2011 drehte Christoph Röhl die vielbeachtete Dokumentation Und
Wir Sind Nicht Die Einzigen zum Thema. Nicht zuletzt für seinen Einsatz im
Kampf gegen sexuellen Missbrauch in Deutschland wurde er am 29.08.2014
von der schwedischen Königin Silvia mit dem Childhood Award 2014 geehrt.
Umfangreiche Infos zu Christoph Röhl und sein Engagement finden sich bei
www.christophrohl.com.
Die Auserwählten - bewegender TV-Film
über den Missbrauchsskandal an der
Odenwaldschule (DVD; VÖ: 02.10.2014;
Edel:Motion) - mit Julia Jentsch, Ulrich
Tukur und Leon Seidel
„Sexueller Missbrauch findet nicht zufällig oder
aus Versehen statt“ - Johannes-Wilhelm Rörig,
unabhängiger Beauftragter für Fragen des
sexuellen Kindesmissbrauchs
Im Frühjahr 2010 erschütterten Berichte von
zahlreichen Fällen sexuellen Missbrauchs an
der renommierten Odenwaldschule in der
südhessischen Provinz die Öffentlichkeit. Zwar
gab es schon Ende der 1990er-Jahre erste
Vorwürfe betroffener Schüler, doch hat es eine
wirkliche Aufarbeitung nie gegeben. Von Seiten
der Schule und Lehrer wurde verschwiegen,
geleugnet und gelogen. Umso größer war das
Entsetzen, als bekannt wurde, was tat-sächlich
im Elite-Internat geschehen war: Schulleiter
und pädagogische „Lichtgestalt“ Gerold Becker
und zahlreiche weitere Lehrer missbrauchten
über zwei Jahrzehnte mindestens 132 Kinder.
Die ambitionierte WDR-Produktion Die
Auserwählten, die mit Unter-stützung der
Odenwaldschule im Spätsommer 2013 gedreht
wurde, ist der erste Fernsehfilm, der dieses
Thema aufgreift und die erschreckende
Systematik von Missbrauch, Verdrängung und
Verschweigen an Original-schauplätzen
fiktional darstellt. Nach Schilderungen
ehemaliger Opfer und Betroffener inszenierte
der mehrfach ausgezeichnete Regisseur
Christoph Röhl, selbst zwischen 1989 und 1991
Tutor an der Odenwaldschule, mit Die
Auserwählten einen bewegenden Film, der die
Frage aufwirft: Wie schaffen es die Täter, ihr
Umfeld dermaßen zu manipulieren, dass
niemand, noch nicht einmal die Eltern, bereit
waren, den Aussagen der Kinder zu glauben.
Ende der 1970er-Jahre tritt die junge
Biologielehrerin Petra Grust (Julia Jentsch)
ihren Job an der legendären Odenwaldschule
an, dem Vorzeigeprojekt der Reformpädagogik.
Zunächst zeigt sich Petra begeistert von der
vermeintlichen Hippie-Idylle, die an der Schule
vorherrscht; hier gibt es keine Noten, der
Umgang der Lehrer untereinander scheint
äußerst harmonisch zu sein, und zwischen
Lehrern und Schülern geht es ausgesprochen
offen und zwanglos zu. Vor allem der berühmte
Schulleiter Simon Pistorius (erschreckend
eindringlich verkörpert von Ulrich Tukur) zeigt
sich zuvorkommend, charmant, humorvoll und
hat allem Anschein nach einen guten Draht zu
Kindern. Doch langsam blickt Petra hinter die
Kulissen und merkt, dass der Internatsalltag
nichts mit Liberalismus zu tun hat. Schüler und
Lehrer beiderlei Geschlechts benutzen die-
selben Duschen, junge Schüler rauchen, trinken
und nehmen Drogen, und ein Kollege hat sogar
ein Verhältnis mit einer minderjährigen
Schülerin. Nach und nach erweist sich auch der
vordergründig charismatische Pädagoge
Pistorius als selbstgerechter Despot, eine
Mischung aus Sektenführer und Diktator, der
aber vor allem ein Pädophiler ist und die
gesellschaftlichen Umwälzungen dieser Zeit für
seine perfiden Zwecke ausnutzt. Als ihr der 13-
jährige Frank Hoffmann (großartig: Leon
Seidel) anvertraut, dass er schon jahrelang von
Pistorius missbraucht wird, wendet sich Petra
zunächst an Franks Vater, später an ihre
Kollegen, doch keiner glaubt der jungen
Lehrerin. Gegen Pistorius‘ Netzwerk aus
Beziehungen bis in die höchsten Kreise ist sie
letztendlich machtlos…
30 Jahre später: Frank hat wie die anderen
traumatisierten Opfer so lange nicht über die
Verbrechen reden können, dass alle Taten
verjährt sind. Jedoch will er nach dem
Selbstmord eines ehemaligen Mitschülers das
jahrelange Schweigen der Lehrer, Eltern,
Politiker und Institutionen nicht länger
hinnehmen und ersucht Petra um ihre Hilfe als
Zeugin.
Bereits 2011 drehte Christoph Röhl die
vielbeachtete Dokumentation Und Wir Sind
Nicht Die Einzigen zum Thema. Nicht zuletzt für
seinen Einsatz im Kampf gegen sexuellen
Missbrauch in Deutschland wurde er am
29.08.2014 von der schwedischen Königin
Silvia mit dem Childhood Award 2014 geehrt.
Umfangreiche Infos zu Christoph Röhl und sein
Engagement finden sich bei
www.christophrohl.com.