Grimme-Preis 2013 für Der Letzte Schöne Tag -
Filmdrama mit Wotan Wilke Möhring (DVD; VÖ:
19.04.2013; Edel:Motion)
„Ich werde fortgehn, Kind. Doch Du sollst leben und heiter sein.
In meinem jungen Herzen brannte das goldene Licht.
Das hab´ ich Dir gegeben. Und nun verlöschen meine Abendkerzen.
…
Und war es froh. Mein Herz war so bereit.
Und Gott war gut. Nun nimmt er alle Gaben.
In Deiner Seele, Kind, kommt einst die Zeit.
Soll, was ich nicht erlebt, Erfüllung haben.“
(Auszüge Letztes Lied von Mascha Kaléko)
Alle 45 Minuten nimmt sich in Deutschland ein Mensch das Leben, alle 5
Minuten versucht es einer. Über das Tabuthema Selbsttötung hat die Autorin
und Grimme-Preis-Trägerin Dorothee Schön (Frau Böhm Sagt Nein) ihre
eigenen persönlichen Erfahrungen in einem außergewöhnlichen Drehbuch
verarbeitet, das von Regisseur Johannes Fabrick einfühlsam umgesetzt
wurde.
Der erste schöne Tag im Herbst ist für Lars Langhoff und seine beiden Kinder
Maike (13) und Piet (7) der letzte schöne Tag für lange Zeit. Die
Anästhesistin Sybille Langhoff kann gegen den Wunsch zu sterben nicht
länger ankämpfen. Bevor sie sich das Leben nimmt, ruft sie ihren Mann und
die Kinder an, um noch einmal ihre Stimmen zu hören. Doch das können Lars
und die Kinder nicht ahnen. Keiner bemerkt etwas, für sie ist es nur ein ganz
normales Telefonat. Später werden sie sich schwere Vorwürfe machen, denn
noch am selben Tag begeht Sybille Suizid. Niemand im Umfeld Sybilles hat
von ihrer Todessehnsucht gewusst, und so hinterlässt ihr Tod die Familie
völlig geschockt und ratlos, und auch Sybilles Abschiedsbrief wirft eher
Fragen auf, als dass er sie beantwortet.
Der Fernsehfilm Der Letzte Schöne Tag beschreibt überaus sensibel, wie eine
Familie am Selbstmord der Mutter verzweifelt und wie die Hinterbliebenen
mit Hilflosigkeit, Kummer, Schuldgefühlen, Trauer, oder auch Wut fertig
werden müssen. Alltägliche und profane Dinge wie Haushalt, Schule, Job,
aber auch der Gang zum Bestattungsunternehmen, das Aussuchen der
Grabstelle oder das Aufsetzen der Todesanzeige müssen vom völlig über-
forderten Familienvater Lars bewältigt werden. Gleichwohl versucht Lars,
gegenüber Familie, Freunden und Kollegen die Fassung zu bewahren. Doch
als bei Sybilles Beerdigung Lars‘ Schwester das ergreifende Gedicht „Letztes
Lied“ vorträgt, bricht er weinend zusammen und verliert seine verzweifelt
aufrecht erhaltene Selbstbeherrschung. Nichts wird für Lars und die Kinder
je mehr so sein, wie es war, jedoch scheint die unbarmherzige Erkenntnis,
dass das Leben weiter gehen wird, fast wie ein kleiner Trost.
Der Letzte Schöne Tag beeindruckt durch seine Wahrhaftigkeit und ohne
Pathos und vor allem auch durch das intensive Spiel der wunderbaren
Schauspieler Wotan Wilke Möhring (Lars), Mathilda Merkel (Maike) und Nick
Julius Schuck (Piet). Es gelingt ihnen auf eindrucksvolle Weise, ihre
schwierigen Rollen glaubhaft darzustellen und so den Zuschauer bis ins
Innerste zu berühren. Schon allein deshalb gewann Der Letzte Schöne Tag
(zu Recht! - Anm. der Verfasserin) den Grimme-Preis 2013 in der Kategorie
„Fiktion/Spezial“!; Wotan Wilke Möhring (demnächst als Tatort-Kommissar
zu sehen) wurde zudem für seine herausragende Leistung bereits mit dem
Deutschen Fernsehpreis 2012 als „Bester Schauspieler“ ausgezeichnet.
Edel:Motion veröffentlichte am 19.04.2013 die DVD dieser mehrfach preis-
gekrönten WDR-Produktion (u. a. 3sat-Zuschauerpreis, Prix Italia 2012,
„Bester Fernsehfilm“ beim Festival de Télevision de Monte Carlo 2012,
„Bester Film“ beim spanischen „Premios Ondas“) und erweitert damit die
hochwertige TV-Film-Reihe „Ausgezeichnet“, in der bereits großartige Filme
wie Ihr Könnt Euch Niemals Sicher Sein, Der Fall Gehring (m. Oscar-
Preisträger Christoph Waltz) oder Ein Halbes Leben (m. Josef Hader)
erschienen sind. Persönlich hat mich hat Der Letzte Schöne Tag wirklich sehr
bewegt, und ich hoffe, er gefällt Ihnen genau so gut wie mir.